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die Kirche nicht um geistvolle, hochbegabte, weltgewandte Diener und Prediger, so gerne sie alle natürlichen Gaben für Jesu Dienst verwendet wissen möchte, sondern um „treue Freunde“ Jesu, um Gottesfreunde, die für ihn die Gewohnheit des Lebens zum höchsten Glück erheben und das Alltägliche mit Festtagsfreude schmücken, die sich auch rauhe Wege gefallen lassen, weil sie ihm das Herz gegeben haben und nichts mehr fürchten, als Tagelöhner zu werden, deren Enderfahrung vor Gott nichts Höheres zu sagen weiß als (Matth. 25, 24): σκληρὸς εἶ. Denn in dem Maße als die Liebe erkaltet, nimmt die Ungerechtigkeit der Beurteilung zu, so daß schließlich aus dem Herrn, der sein Leben für uns gelassen und von uns den Verspruch des vollen Opfers, der Hingabe des ganzen Ich entgegengenommen hat, eine grämliche, unzufriedene Gestalt wird, an die man ein Leben langsam hinwandte, ohne Leben zu empfangen.

 In der Predigt und Kasualrede, im liturgischen Handeln, in Unterricht und Seelsorge, in der Besorgung der peripherischen Geschäfte, endlich in dem ganzen „außeramtlichen“ Leben erzeige du dich als ein Diener Gottes (II. Kor. 6, 4): perfecta oboedientia legem nescit!




Kapitel IV.
Die Vorbereitung zur Predigt.

 1. Man kann dem Anfänger, der mit lebensvoller Begeisterung an das Amt herantritt, nicht oft genug