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und seine Rechte über alles stellt, sollen wir zwar das Berechtigte an all diesem anerkennen und fördern, aber über dies hinaus auch ein ewiges Reich und Recht weisen, ohne das jene Güter den Gesichtskreis mitverengen und das Wesen der Diesseitigkeit mehren. Es ist das Geheimnis der ewigen Jugend, die zwar getäuscht, aber nicht enttäuscht wird, deren Losung das παρ’ ἐλπίδα ἐπ’ ἐλπίδι (Röm. 4, 18) bleibt, die der geringsten Sache für Jesum den höchsten Wert beimißt und die fides in minimis die virtus vitae heroica sein läßt (Bonaventura), die lieber enge als den Schwachen anstößig ist und, obwohl sie als Kind der Freiheit zu allem Macht hat, nicht alles sich frommen läßt (Röm. 14, 1), die nicht nach Lohn und Anerkennung fragt, nicht nach Eindruck und Einfluß, sondern allein darüber froh ist, daß sie dienen darf. Der Herr erwartet diese Grundbedingung für das Zeugenamt so sehr, daß er die größte Anerkennung für Arbeit und Geduld, für Geisterprüfung und Geisterscheidung, für Mut und Beharrlichkeit spenden und doch dem Hirten der Gemeinde zu Ephesus mit Wegnahme des Amtes und Zerfall der in so viel Treue gepflegten Gemeinde drohen kann, wenn und weil er die erste Liebe wie eine Last, die den ausschreitenden und weiter wachsenden Fuß hindern kann, weggeworfen hat.

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 So wird man füglich die erste Liebe, die täglich sich verneuende, an Hemmungen sich erprobende und bewährende, in Widrigkeiten und Widersprüchen erstarkende Freude am Herrn nennen können, ohne die das größte Werk für ihn ungeweiht und ungeheiligt, mit der auch der Becher kalten Wassers eine Tat ist. Darum bittet