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verlieren sich in ewigen Geheimnissen, aber sie bleiben entgegen den unheimlichen Tiefen der Sünde, deren Geheimnisse vom Schrecken der Gewißheit in den der Ungewißheit führen, sonnenbeschienene Abgründe, von einer Klarheit zu der andern (II. Kor. 3, 18). Die Tiefe ist dem Glauben erschlossen, der einsetzt, wo der forschende Verstand die Zweiflung herbeiruft, die in Verzweiflung endet, denn der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes und nimmt von ihm nichts an (I. Kor. 2, 14), während der, den der in alle Wahrheit leitende Gottesgeist (Joh. 16, 13) besitzt, auch die Tiefen in Gott erforscht (I. Kor. 2, 10). Über die Tiefen hinweg, die der Spekulation sich verschließen, führt die Predigt Pauli in die Weiten und Breiten, welche die Liebe beherrscht und in welchen darum die Freude regiert. Und doch sind diese Weiten so erreichbar und diese Breiten dem zu beherrschen, der nichts anderes will als dienen und sich bescheiden. Sermo amoris barbarus non amanti sagt Bernhard. Aber wer geliebt liebt und versöhnt lebt, der herrscht (I. Kor. 14, 19). Was hilft geweihte und gewandte Sprache, wenn nicht die Liebe sie regiert? Der Denker des Altertums mit all seiner Erkenntnis, der Redner mit der machtvollen herzandringenden Rede, der Held, der sein Leben wagt, sind vergessen, aber die einfache Gedankenwelt und das schlichte Wort und die für Christum alles lassende und wagende Tat bleiben. Wie armselig ist das Tun des Weibes von Bethanien, dessen Dank wortlos und tatenarm war! Und doch sagt Christus von ihr (Mark. 14, 9), mit dem Evangelium von ihm werde das Gedächtnis der Salbung verbunden