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Polemik, Rankes Geschichte der Päpste und Hundeshagens Wesen des Protestantismus und Thiersch, des Irvingianers, Vorlesungen über Katholizismus und Protestantismus. Das Herz wird weit, wenn es alles dessen gedenkt, was studiert werden soll und darf und – kann, ars longa, vita brevis! Daneben habe man noch Zeit zu gemeinsamer Lektüre und vergesse nicht Shakespeare um der Befruchtung der Gedanken willen vorzunehmen. Wenn man das Seine zu Rate hält, kann man etwa mit dem Nachbarkollegen die wichtigsten Bücher anschaffen. Zudem sind Bibliotheken da und ihre Bedingungen freundlich und günstig. Daß der edlen Musika ihr holdes Recht werden darf und zur Erholung alles Schöne und Große dienen soll, ist Freiheit. Nur darf nicht der Genuß die Pflicht verdrängen und verkürzen oder gar an ihre Stelle treten wollen.

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 3. Die Geselligkeit. a) Die Kirchenordnungen der mittelalterlichen wie der reformatorischen Kirche warnen, ohne ihn zu verbieten, vor dem Besuch des Wirtshauses. Dem ist beizustimmen. Was man dort gewinnt, wenn es überhaupt Gewinne sind, wiegt den Verlust nicht auf. Es hat wohl etliche gegeben, die im Wirtshause Seelsorge trieben, ihren Bauern die Zeitung vorlasen und erklärten und manch gutes Wort anknüpften. Aber vermutlich war diese Art von Seelsorge ziemlich abrupt und ging kaum in die Tiefe, gut genug, wenn sie nicht zur Karikatur ward. Es kann Fälle geben, wo der Geistliche die Gaststube besuchen muß, etwa bei einer Feierlichkeit, aber er wird gehen und kommen, wie es ziemlich ist und ohne gemachte Würde sich zur Geltung