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einzudrängen. Die Innere Mission des Pfarrhauses ist in Büchern aufgezeichnet, die nicht ein Menschengriffel beschrieb. Es soll nicht ungesagt bleiben, daß Ehelosigkeit, in rechtem Verstande erfaßt und gehalten, mit klarem Blicke für die sonderlichen Gefahren der Vereinsamung und der abgöttischen Liebe zur Arbeit, des feinen Egoismus, der sich heiligmäßig nennen läßt und ungottgemäß dem Ich dient, den Geistlichen nicht nur nicht hindern kann und darf, sein Amt wohl auszurichten und in Würden zu führen, sondern ihn geradezu unbehinderter ausschreiten und mehr arbeiten lassen wird. Wiewohl, um einen Fall zu nennen, man glauben möchte, der unverheiratete Geistliche habe weniger Eingang in die Häuser, bestimmte Fragen ehelicher Kasuistik würden von ihm ferngehalten, so wird doch auch dies rein individueller Natur sein. Daß der unverheiratete Mann besonders vorsichtig sein muß, sein einsames Haus, das ein Vorbild nicht sein kann, nicht zum Anstoß werden läßt, sei nur angemerkt; ohne daß von äußerlichen Gesetzen die Rede sein soll, muß jedenfalls auch er seinem Hause wohl vorstehen.

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 2. Die Studierstube. Das Sanktuarium im Hause, die Rüst- und Betkammer, die Stätte eigner Beichten und fremder Anliegen sei und bleibe nach gutem Brauch das Studierzimmer, das auch im bescheidensten Pfarrhause als „unverdächtiger Ort“ vorhanden sein muß. Es braucht nicht die Papptafel zu tragen, die es ankündigt noch die kalte Anzeige „zu sprechen von – bis –“, es soll an seiner Schwelle feierlich und über den Türpfosten würdig sein. Hier weilt der Pfarrer, um sich für die Arbeit des Alltags, für die Feierarbeit, mit der