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Mag das mit der eigenartigen Bildung unsrer Jungfrauenwelt zusammenhängen, in die ein Geist der Flachheit und der Verflachung einzuziehen beginnt, der die ernste Arbeit und die Einfachheit des Lebens scheut, oder mag jetzt die auf der Universität begonnene Verlobung wieder mehr in die Erscheinung treten – die Einfachheit des Pfarrhauses unsrer Jugend, über dessen Schwelle man gerne eintrat, ist im Schwinden. Und damit ein großer Faktor der Selbst- wie der Volkserziehung. An der schlichten gesunden Einfachheit des Pfarrhauses, in dem nicht Dürftigkeit, aber noch weniger Prunk herrschte, erbaute sich die Gemeinde, und die mit Sand bestreute Diele wehrte niemandem den Eingang in das Haus. Jetzt nehmen sich die oft in der Gewerbehalle gekauften Geräte in den einfachen und primitiven Gelassen auf dem Lande seltsam genug aus, es fröstelt den Besucher der Anblick an, und die Insassen scheinen auch nicht heimisch werden zu können. So beginnt das Unglücksgefühl an dem Ort, der das ganze Erdenglück beschließen sollte, dazu der Schmerz über Mangel an gebildetem Verkehr, obgleich was Bildung und Unbildung heißt, nicht immer feststeht, dann das Verlangen nach Abwechslung, nach Reisen und Anregung. Und man wird nicht heimisch, weil man’s nicht werden will. Das spürt die Gemeinde und zieht sich zurück, sie kennt ja außer ihrer Enge wenig von der Welt, hätte in ihrer Abgelegenheit genug Welt, und wundert sich, wie andre anderes begehren können. Die Verstimmung der Gattin wirkt auf den Pfarrer, der doch sein Werk mit Freuden, nicht mit Seufzen tun soll, er sucht nun sich zu zerstreuen entweder im Studium und