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mögen auf einzelne Krankheitsbilder hinweisen. Die chronisch Kranken werden leicht mißmutig und verdrießlich. Sie zur Geduld zu ermahnen ist ein leichtes Wort und eine schwere Sache, der gesunde Mann, als welcher der Seelsorger doch zumeist vor den Kranken tritt, ist für diesen an sich eine Anfechtung. Da fasse man sich selbst in Geduld und habe Zeit, die immer wiederkehrenden Krankenklagen anzuhören, bringe wohl auch eine gute Erzählung mit, suche den Kranken von sich abzulenken, besuche ihn immer zu bestimmten Zeiten, auf die er zählen und sich freuen kann, und gebe ihm die Überzeugung ins Herz, daß, wenn schon schwache Menschen seiner gedenken, der gnadenreiche Gott ihn gewiß nicht verlassen werde. Zuweilen bringen kleine Aufgaben, Bibelstellen, Liederverse auswendig zu lernen, wohltätige Anregung und Wirkung. – Was aber für alle Kranken gilt, das gelte bei dieser Art von Kranken zumeist, der Geistliche darf nicht scheusam sein. Es ist nicht leicht, bei Krebskranken sitzen und vielleicht, weil das Gesicht verbunden ist, nahe an sie heranrücken zu müssen. Wer aber hier flieht oder sich weigert, der macht seinem Herrn Unehre. Es ist wohl auch schwer, die Luft bei Lungenkranken einzuatmen, aber Gott schützt, und die Liebe überwindet. Der Kranke will nicht gemieden, sondern besucht sein. Daß auf dem Lande die Neigung besteht, seine Wunden und Gebrechen zu zeigen, sei angemerkt. Der Anfänger soll hier, nicht um der äußeren Ansteckung willen, sich Gott befehlen. Bei Gemütskranken, wo Rat und Hilfe am teuersten sind, lasse man immer wieder die Aussprache gewähren, gehe auf die Vorstellungen,