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 1. Kor 2, 10–16.
 „Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum Christum meinen Herrn glauben oder zu Ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen, mit Seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiliget und erhalten.“









 Von Pfingsten herkommend, diesem Fest der großen, geheimnisvollen, verborgenen Großtaten Gottes, die in der einzelnen Seele, wie in der Seele des Volkes und der Welt gleichmäßig anheben und, wenn auch in verschiedener Reihenfolge, sich doch immer in derselben heiligen Ordnung vollziehen, sind wir durch unsern Katechismus gewiesen und durch unsere Erfahrung, wenn wir eine solche besitzen, belehrt, von einem Worte zu reden, das wohl den meisten unter euch wie aus alten, verstaubten theologischen Büchern herrührend vorkommt – das Wort Heilsordnung; denn das ist ja doch in der Jetztzeit das Wichtigste, daß alles möglichst unordentlich geschieht. Die moderne Zeit ist unordentlich in ihren Beziehungen zu Jesus und zu Gott, zerrissen in ihren Beziehungen zur Welt, zum Nächsten. Alles ist geistvoll, aber nicht voll des Heiligen Geistes; alles ist originell, aber nicht vom Ursprung Dessen, von Dem alle gute und alle vollkommene Gabe herabkommt. Alles ist individuell, aber nicht geheiligte, sondern unheilige Eigenart. Es ist doch so: Die meisten Leute, die überhaupt religiöse Bedürfnisse haben - wie man sich so schön ausdrückt – wollen diese Bedürfnisse in ihrer eigenen Art erfüllen und befriedigen. Nur keine lehrende Kirche, nur keinen Weg der Kirche, nur kein Dogma! Sondern wenn jemand das Dogma der Kirche verwirft, macht sich jeder sein eigenes Dogma, damit er den Vorzug habe nach Eigenart und eigener