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sind es nur Anfänge, Ansätze, Anläufe, Vorsätze, Versuche und dann muß ich die Hände sinken lassen und sprechen: Es ist Stückwerk. Wie oft habe ich schon mit einem Menschen angefangen, und ehe ich nur etwas vollenden konnte, wurden wir auseinandergerissen; ich sehe ihm nach, wie er um die Ecke biegt – und nun ist er nicht nur meinem Blicke, sondern auch meiner Einwirkung entschwunden. Jetzt habe ich ein Werk begonnen und meine, es dürfte etwas werden zur Ehre Gottes, nicht zu meiner Ehre. Und er nimmt mir die Feder aus der Hand und die Gedanken aus dem Kopfe und heißt mich an eine andere Arbeit gehen, und ich muß sagen, daß es nichts war. Aber wenn die Vollendung kommen wird, dann muß alles Stückwerk aufhören. Ich werde auch im Schweiß meines Angesichts arbeiten, aber nicht, bis daß ich wieder zur Erde werde.

 Manchem unter uns wird es vielleicht peinlich sein, zu hören, daß auch die Ewigkeit Arbeit hat. Denn viele denken sich die Ewigkeit als Nichts, als ein geruhsames Hindämmern, wobei die Kraft nicht zunimmt und nicht abnimmt, wo es eigentlich das Schönste ist, nichts mehr denken und nichts mehr fürchten zu müssen. Eine Ewigkeit, die man nicht verlieren kann, und eine Seligkeit, die man nicht einbüßen kann, ist nichts. Wir müssen in der Ewigkeit wirken; wie der Heiland sagt: „Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann“. (Joh. 9, 4.)

 Ich glaube ein ewiges Leben. Und ist dieses ewige Leben, von dem du sagst, „daß wir in ihm lernen, lieben und wirken sollen“, nicht doch ein Einerlei? Ich rufe die Ältesten in dieser Gemeinde hier zum Zeugnis. Wie viele Frühlinge habt ihr schon erlebt und jeder neue Frühling ist euch doch ein neues Geheimnis. So haben die Bäume noch nie geblüht, wie in diesem Lenz, so hat die Natur sich noch nie begrünt, wie in diesen Tagen, solch einen Frühling habe ich noch nie erlebt, hast