Seite:Hermann von Bezzel - Der 3. Glaubensartikel.pdf/71

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Auge umflort ist, dessen Lippen etwas ausgeprägt Genußsüchtiges und Genußwollendes haben. Ich sage nicht, daß dieser erste Eindruck fehllos oder maßgebend ist, aber ich sage, daß er bestimmend ist. Selten wird jemand, der Gott darum bittet: Laß mich im ersten Eindruck den Menschen erkennen! in diesem Gebete enttäuscht. So wacht Gott über den Leib.

 Bei den Einen ist der Leib die Hauptsache, ihr wißt es alle. Wenn so viele zum Seelenarzt gehen würden, als man zum Leibesarzt läuft, oft wegen unbedeutenden Unwohlseins, dann müßten die Diener der Kirche wahrhaftig wenig freie Zeit mehr haben. Und wenn man so oft in die Heilige Schrift sich flüchten wollte, als man in den Inhalt und Rat medizinischer Bücher flüchtet, dann wäre die Bibel das zerlesenste Buch der Erde. Wahrlich merkwürdig, die Menschen, die den Leib den Kerker ihrer Seele heißen, haben soviel Zeit für ihren Leib übrig. Ich gehe nicht ins Einzelne, nicht auf die Pflege des Leibes, auf die Schönheitspflege, an die viele Menschen Stunden, edelste Stunden des Tages verschwenden, während sie für den Morgensegen keine Zeit haben; ich gehe nicht darauf ein, wie viele Menschen Reisen – in Bäder, aufs Land – vornehmen, während es ihnen zu beschwerlich ist, die fünf Minuten von ihrer Wohnung entfernte Kirche aufzusuchen. Seht, so schätzt man den Leib; denn der ist bei den meisten Menschen die Hauptsache. Darum wird diese Hütte gestützt und ausgebessert und immer wieder mit neuer Kraft versehen, und alle Hilfe, die der Arzt geben kann, wird mit Eifer und Andacht und mit einem unbedingten Glauben ergriffen und benützt. Wenn die Kirche so viele Gläubige hätte, als ein einfacher Arzt, welche Siege würde sie erringen!

 Gott sieht auf den Leib. Er gibt einfache, schlichte Gesetze und Ordnungen; Er läßt uns durch Seinen Apostel sagen: „Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist.“ (1. Kor. 6, 19.) Denen gegenüber, die da sagen: Ich kann mit