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noch unter uns solche, die nun schon hinter die Türe eingetreten sind und nun Freude und Wonne haben.

 Es ist nur eine Minute, die den Chor der Wanderer von dem Chor der seligen Bekenner trennt. Es ist nur eine kurze Stunde, und der Vorhang, welcher dort und hier, die Zeit des Werdens und die Zeit des Gewordenseins voneinander scheidet, ist gehoben, man ist daheim. Aber die Kirche, die mich hier auf Erden bis in die Todesstunde geleitet hat, werde ich auch droben wieder treffen, wenn der Tod vorüber ist, nur nicht mehr als eine Kirche der Hoffenden, sondern als eine Kirche der siegreich Triumphierenden, nicht mehr als eine Kirche der Glaubenden, sondern als eine Kirche der Schauenden, nicht mehr als eine Kirche der Wanderer, sondern der Heimatsleute. Diese Kirche wird ewig bleiben oder, daß ich’s genau sage: Während hier auf Erden die Kirche doch noch ein recht unzureichend Gefäß für das Reich Gottes ist, wird droben das Reich Gottes und die Kirche eins und ebenbürtig sein, das Gefäß wird vom Inhalt ganz erfüllt sein, und der Inhalt das Gefäß überklären und überglänzen, sie werden ganz eins sein. Hier auf Erden ist die Kirche im Streit und man spürt, wie sie den Reichsgottesgedanken nur mühsam beherbergt und darstellt. Droben aber wird es heißen: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!“ (Off. 21, 3.) „Und Sein Glanz wird auf ihren Stirnen und Sein Name auf ihren Lippen sein. (Off. 3, 12.)“

 Es ist doch etwas Großes, daß ich mit allen Heimgegangenen in einer fortwährenden Fühlung stehe, nicht in einer Verbindung, wie der Trug sie herstellt und die Lüge sie hervorzaubert, nicht in einer solchen Verbindung; denn die Heilige Schrift sagt: „Wer solches tut, der ist dem Herrn ein Greuel.“ (5. Mos. 18, 12.)

 Nein, eine solche Verbindung kennen wir nicht. Aber eine Verbindung kennen wir, die weit näher ist als hier auf Erden, wo sich oft Leute, die sich ein- oder zweimal gesehen haben, nimmer