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würde in sogenannte geistreiche Kreise kommen – und wer ist heutzutage nicht geistreich, so würde er sich wirklich wundern über die Fülle von wundersamen Einfällen, die aus den mancherlei Köpfen hervorquillt, aber er würde sprechen: Von dem apostolischen Glauben, den ich in Worms bekannte, in Augsburg bekannt habe, mit dem ich mein Haupt in Eisleben zum letzten Schlummer geneigt, ist in dem allen keine Spur.

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 Ihr habt die Wahl: Auf der einen Seite steht das alte, apostolische Christentum mit dem oft dunklen Hintergrunde von Sünde und Hölle und dem wundersam lichten Vordergrunde von Gnade und Erbarmung, und auf der andern Seite steht ein geistvolles, aus allerlei geistreichen Gedanken sich selbst erbauendes, auf Menschenwort und Menschenlehre und Menschenwitz und Menschengeist sich gründendes, verdünntes Christentum ohne rechten Sündenernst und ohne rechte Gnadenfreude. Ihr könnt wählen! Aber, wie ihr auch wählt, so viel Ehrlichkeit soll man doch bei allen erhoffen, daß ihr sagt: Christentum unserer Tage – aber nicht mehr apostolisches Christentum. Wir aber, die wir versprechen, daß wir auf dem Grunde der Apostel und Evangelisten stehen wollen, weil Jesu Kreuz der Eckstein ist, wir wollen auf nichts anderes bauen, als auf den Grund, den Er gelegt hat, auf das Bekenntnis zu Ihm, dem alleinigen und ewigen Sohn Gottes. Das ist apostolisches Christentum. Vielleicht sagt einer im Stillen: Ich erkenne aber darin keinen Fortschritt! Mein Christ, einen Fortschritt in dem Bekenntnis, daß wir hinankommen zu dem völligen Mannesalter Jesu Christi (Eph. 4, 13), da keine Zweifel und keine Kritik mehr bestehen, wünschen wir uns wohl alle. Aber eine Fortentwicklung, die schließlich zum Gegensatz von dem führt, was wir bekennen, wollen wir nicht. Schreitet fort im Bekenntnis zu Jesus, vertieft dieses Bekenntnis in euerer Seele, lernt euren Heiland auch von einer andern Seite kennen wie bisher – alles