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 Die Kirche – ich wende mich an die, welche ihre Bekenntnisschriften ein wenig im Kopfe haben – die Kirche, so heißt es dort im siebten und achten Artikel der Augsburgischen Konfession, hat zwei Seiten: Eine innere Seite der Gläubigen und eine äußere Seite der an sie Angegliederten. Es gehören Millionen zur Kirche, die innerlich von ihr ferne sind. Aber aus diesem Umkreis hat der Herr Sich die kleine Gemeinde, Seine kleine Herde erwählt.

 So frage ich – und damit laßt mich heute schließen: „Seit deiner Taufe gehörst du der Kirche an, hast teil an ihren Gnadenmitteln, Wort und Sakrament, an ihren Sorgen und an ihrem Reichtum. Gehörst du ihr aber auch innerlich an, indem du und weil du dich heiligst? Wohl dir, dann bist du ein Glied der wahren, heiligen Kirche. Wehe dir aber, gehörst du ihr nur äußerlich an; denn dann wird dir das Vorrecht zur Kraft, die dich tötet, und das Geschenk wird in deinen Händen zum Gift.“

 Der Herr aber verleihe uns allen in dieser Frühlingszeit eine einzige Kraft, eine Kraft, die über die Schollen, die grauen Schollen der Erde, hinblickt und sagt: Es muß doch Frühling werden! und die über all die Zerrissenheit, über die Irrungen und Wirrsale, unter denen wir seufzen, hinschaut und spricht: Es gibt doch noch eine Kirche! Die Kraft kennt ihr alle, ihr übt sie nur zu wenig, die Kraft heißt Hoffnung. Die Kraft stärke der Herr in uns allen und gebe uns die Freude an der Gottesstiftung, der Kirche, ohne die die Welt eine Wüste und die Erde eine Einöde wäre.

 Wohl uns: was die Kirche auf Erden an Flecken und Schäden hat, das will Er gnädig abwaschen und will aus der einen und heiligen Kirche des Glaubens eine heilige Gemeinde schauenden Lobpreises erheben.

Amen.