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allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden!“ (Joh. 17, 20), hat Er nicht bloß hinauf zum Vater, nicht nur hinein in die Herzen, sondern auch hinaus bis in die fernsten Zeiten geblickt, hat Er auch an dich und mich als an Glieder Seiner Kirche gedacht. Kirche ist überall da, wo zwei oder drei in Christo eines geworden sind. Wenn zwei Menschen sich finden, die in Christo ihres Lebens Kraft und den Zweck ihres Lebens erblicken, Persönlichkeiten, die sich innerlich von Christo verstanden und befreit bekennen und sich gegenseitig geloben, für Christum zu leben – da ist Kirche. Und so viel unter euch sich entschlossen haben, von Christo das Größte auszusagen, was sie von Ihm wissen, und das Größte von Ihm zu glauben, was sie von Ihm hören, da ist Kirche. Und nun denkt euch einmal die Kirche weg, denkt euch einmal, diese Gemeinschaft würde nicht bestehen; jeder einzelne, ganz unverbunden, ganz auf sich gewiesen, ganz allein auf sich geworfen, würde seine Meinung über Christentum aussagen, ohne auch nur um die Meinung der Andern sich zu kümmern. Denkt euch überhaupt einmal das Leben ohne Gemeinschaft! Jeder Einzelne würde ganz allein für sich leben, bei dem Nächsten nicht einmal ein Verständnis für seine Sorgen erwarten, geschweige denn finden, dem Nächsten aber auch kein Verständnis irgendwelcher Art entgegenbringen, sondern Einer würde am Andern vorübergehen, jeder mit seinen Sorgen, jeder mit seinen Fragen, jeder mit seinen Tränen und mit seinen Freuden – und dann antworte selbst, was für ein Leben wäre das! Das wäre ein Leben, das da eine Menge von Keimen ertötet, ehe sie nur angehoben haben, sich zu entwickeln, ein Leben, das in sich selber erstarren und erfrieren müßte; denn niemand gibt und niemand empfängt.

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 Und nun finden sich Menschen, in der Ehe, in der Freundschaft, in der Genossenschaft, in den Beziehungen der Jugendbekanntschaft, in der Berufsgemeinschaft, in der Gegenseitigkeit der