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 Der selige Krummacher in Elberfeld, der Parabeldichter, hat einmal das Wesen des Heiligen Geistes in seiner Weise klar zu machen gewußt: eine Kranke war an allem irre geworden und zweifelte an der Persönlichkeit Gottes, an seiner Liebe war sie schon längst verzweifelt. Krummacher rang am Krankenbette dieser armen Zweiflerin nach Wahrheit. Da erhob er sich und blickte hinaus in den schneebedeckten Garten und sagte: „Wie können sie nur solche Bäume im Garten dulden, ohne Blüten, ohne Früchte, ohne Laub reihen sich die Zweige aneinander, starr und struppig, kahl und arm! Lassen sie doch die Bäume herausnehmen und bepflanzen sie den Garten von neuem!“ „Wie kann man denn im Winter Früchte und Blätter erwarten,“ sprach die Frau, „die Bäume sind gar gut, wenn der Frühling kommt.“ Da sagte Krummacher: „So ist es jetzt in ihrem Herzen: der Grund ist gut, wenn nur der Frühling kommt.“ Und der Frühling ist eben der Heilige Geist, der, wie Er soll, weht, und wann Er soll, kommt, und wie Er kommt, gnädig ist; der über ein armes, erkaltetes Menschenherz hinzieht mit Frühlingsbrausen und Frühlingswehen, daß alles Eis zergeht und alle Schollen weichen und alle Härte schwindet, und die alten, seligen Blüten des Kinderglaubens wieder erweckt werden, daß man sagen kann: es ist noch ein Frühling vorhanden.

 Ach, wenn wir den Heiligen Geist nicht hätten, dann wäre das ganze Glaubenswerk starre Dogmatik, Lehrsätze, aber nicht Lebenskraft, auswendig zu lernen, aber nicht innerlich zu spüren, mathematisch zu beweisen, aber nicht lebendig zu erfahren. Dann wären wir sehr, sehr arm, Leute im Panzer, unter dem das Herz erstirbt, Leute im Harnisch, unter dem die Seele erfriert, Leute in voller, blanker Rüstung, aber ohne Leben, Rittergestalten, aber im Tode.

 Da kommt der Heilige Geist und zeigt: Glauben ist nicht Lehre, Glauben ist nicht: die Summe von Lehrsätzen bewahren,