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aber es geht alles obendarüber hin, wie wenn der Wind über ein Haus zieht. Ein Gottesmann hat einmal gesagt, wenn man eine stark verschlossene und mit Kork verspundete Flasche ins Meer werfe, so werde sie nie um einen Tropfen reicher werden, es sei ja ein Hemmnis da. Und der Naturforscher I. Newton sagt: „Siebenzehnmal habe ich das neue Testament gelesen und habe nie ein Wort der Versöhnung gefunden!“ Ja, mein Freund, wie kann ein Licht brennen, wenn ein Hütchen auf der Kerze ist! – Seht, das ist unsre schwerste Aufgabe, daß wir Menschenherzen verstocken müssen. Predige – und sie hören es nicht; zeuge – und sie vernehmen es nicht! „Auf daß sie nicht hören und selig werden“ (Luk. 8, 12), sagt der Herr im Gleichnis vom Ackerfeld. Also hat das Wort Gottes die Gewalt, einen Menschen unempfänglich für alles Heilige und Selige zu machen. Aber, Gott sei Dank, ein Drittes ist uns auch geheißen und gewährt: daß wir Türen auftun. Offene Türen finden wir nicht viele; das Evangelium wird nie eine große Menge an sich ziehen. Und wenn jetzt als Ziel des Krieges für die Kirche ein Christentum empfohlen wird, das auf allgemeinen Beifall rechnet, so ist diesem Christentum die Herzwurzel genommen und das Kleinod aus dem Schilde gebrochen. Ein Christentum, das allgemeinen Beifall fände – vor dem behüte uns lieber himmlischer Vater! Aber etliche, eine kleine Herde, eine Herde von Getreuen, etliche Frauen und Männer, etliche Entschiedene, etliche Leute des alten Glaubens, etliche Charaktere und Persönlichkeit sprechen: „Mir ist nicht um tausend Welten, aber um Dein Wort zu tun.“ Und das sind die, durch welche der Herr Jesus Seine Kirche bis ans Ende erbaut. Wenn ihr denkt, nach dem Krieg werde das Christentum populär werden, so irrt ihr euch. Ein populäres Christentum hat seinen Ruhm dahin, aber das Christentum der Armen bleibt. Ein Christentum, dem alle zufallen, hätte den Widerspruch des Kreuzes ausgetan und hätte für jeden eine verbindliche Rede.