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so glaubt jene fromme Christin, der Kirche die Treue geloben und dabei Jesu die Treue brechen. Das aber ist nicht möglich; denn die Kirche, nicht die äußerliche, in der ist so viel Elend und Leid, sondern die wahre Kirche ist die Gemeinschaft aller derer, die Jesum lieb haben. Sie geht über alle Grenzen und Konfessionen, sie ist unsichtbar, und doch wirksam groß.

 Gleichwie Er die ganze Christenheit auf Erden beruft. Menschen, die einander nie kannten, treten jeden Tag gemeinsam vor Gottes Thron, das ist die Kirche. Draußen in den entfernten Gegenden Münchens, drüben in einem entlegenen Weiler, draußen im Feld treten immer wieder Menschen zusammen und beten: „Vater unser, Der Du bist in dem Himmel.“ Ist das nicht etwas wunderbar Großes, über alles Denken Hinübergreifendes, daß Freund und Feind, Gegner und Genosse, die einander bitter befehden und sich verfeinden, in dem Einen sich finden: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt.“ (Hiob 19, 25.) Gleichwie Er die ganze Christenheit beruft. Er beruft dich und mich zur Gemeinschaft. Ein Funke, der nicht auf den andern überspringt, verlischt, eine glühende Kohle, die nicht eine andere entzündet, erstirbt, eine Blüte, an die sich nicht eine andere reiht, verblüht, ohne Frucht anzusetzen. Wir sind zur Gemeinschaft berufen. Das ist auch eine Freude, daß ich einem Menschen begegne zum erstenmal, ich sehe ihm ins Auge, er reicht mir die Hand und, ohne daß wir ein Wort sprechen, merken wir, wir stehen auf einem Grunde. Der eine hat sich seinen Himmel dort angebaut, der andere hier; aber wir stehen auf dem einen Grund, da Jesus Christus der Eckstein ist. So hat der Heilige Geist die Christenheit über die ganze Erde hin berufen.

 Gleichwie Er die ganze Christenheit auf Erden berufet und sammelt. Er weiß ja alles. Die Missionstätigkeit in Afrika und Asien scheint gestorben. Unvergängliche