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 Röm. 11, 33–36.
 Gleichwie Er die ganze Christenheit auf Erden berufet, sammelt, erleuchtet, heiliget und bei Jesu Christo erhält im rechten einigen Glauben.






 Zwei Worte des Evangeliums vom vorigen Dreifaltigkeitssonntag sollen euch ins Herz dringen, weil sie Erfahrungstatsachen in sich schließen, denen niemand ungestraft sich entzieht. Unser Herr hat nur einen kleinen Streifen Erde übersehen, kleine Gottesäcker, unansehnliche Stätten, unbedeutende Flecken, unbedeutende Menschen. Er hat nicht bei den Großen geweilt, nicht bei den Gelehrten Herberge genommen; Er ist nicht bei den Weisen eingegangen und hat nicht bei Königen Seine Wohnung gehabt; gleichwohl sagt Er: „Alles, was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch.“ (Joh. 3, 6.)

 Und wenn wir des Krieges Ernst und Ungestüm ansehen, wie in der nun zu Ende gehenden Woche ein hochbedeutender Mann, nachdem er eben seinem verewigten Freunde Worte des Gedenkens nachgerufen hatte, tot niedersinkt, ein junger Krieger, dessen Name vielleicht bei Freund und Feind zu gefeiert war, jählings herabstürzte, die edelsten unserer jungen Mannschaft, Männer in der Kraft und Blüte ihres Lebens rücksichtslos von dem Tod hingemäht werden, wie das Gras, das da frühe blühet und bald welk wird (Ps. 90, 6), da verstehen wir, was es heißt: „Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch.“ Der Tod fragt nicht, ob dieses Menschenleben mit besonderen Schmerzen in die Welt eingetreten ist, ob auf ihn sich die Hoffnungen einer alternden Mutter vereinen und die Wünsche eines greisen Vaters, ob die Gattin zu Hause die Tage zählt, bis der angetraute Gemahl wieder heimkehrt. Weil es vom Fleisch geboren ist, darum ist es Fleisch.