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tröstende, die liebreiche Erbarmung ein, und das Licht der Welt durchflutet das finstere Verließ, durchstrahlt die einsame Kammer, glänzt und leuchtet, glüht und scheint über einem unbedeutenden Sterben: der Morgenstern ist gekommen, Morgenglanz der Ewigkeit ist angebrochen. Das Licht der Welt. Und von diesem Licht heißt es: „es ward Nacht.“ (Joh. 13, 30.) Ihr wißt, wo dieses Wort steht. Der Herr Jesus hat eben seinen Jüngern in wundersamer Weise die Beichte gehört und die Vergebung ihnen gespendet. Unter ihnen wie ein Diener hat er ihnen in dieser Stunde gedient, indem er sie zur Aussprache kommen ließ, und hat ihre Missetat getragen, indem er sie in Worte fassen ließ. Unter seinen Jüngern, wie ein Diener, hat er das Sklavengewand angelegt und ihnen die Füße gewaschen, vom Erdenstaub befleckt, von der Erdensünde verunreinigt. Und dann, nachdem er so in majestätischer Dienstbarkeit und in dienender Majestätsfülle ihre Beichte gehört und Vergebung zugesprochen hatte, hat er sein hochwürdiges, teueres Sakrament, nicht der einzelnen Seele, nicht der einzelnen Gemeinde, sondern der ganzen Welt eingestiftet. In der Nacht, da er verraten ward, da wuchs über die Ärmlichkeit der Gegenwart die Herrlichkeit der Zukunft hinaus, und über die Unzureichendheit der Mittel die Größe der Gabe. Und über dem armen Herrn, der sich zum Sterben rüstet, ward ausgegossen der Geist der Gabe und der Kraft, der Geist der Liebe und der allumfassenden Treue. Unser Herr Jesus. Die Gemeinde weiß nichts Höheres, begehrt auch nichts Größeres, als daß sie bis hinein zur Todesstunde das eine Wörtlein sagen darf: unser Herr Jesus, weil er zu ihr das eine Wörtlein sagt, vor dem alle Angst zerrinnt wie ein Schemen, und die Not wie ein Gespenst verschwindet: für dich und deine Sünde in den Tod gegeben. Und bei allem Jammer über Geschehenes und bei aller Klage über Begangenes und bei jedem Weh über ihre Sündenlast, bleibt die Seele anbetend bei dem Wörtlein stehen: unser,