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wenn er nur einen Schritt, nur einen einzigen Schritt für sich gegangen wäre, nur zu seinen Gunsten, zu seinem Heil, zu seinem Genießen, so würde ich sagen: „in der Stunde hast du meiner nicht gedacht, dem Feinde mich doch gelassen und wer weiß, ob nicht auf diese Stunde der Selbstsucht noch andere folgten.“ – Das ist dein Trost und den schreibe dir tief ins Herz und sage es dir jeden Tag aufs neue: „für mich und meine Sünde in den Tod gegeben und um meiner Gerechtigkeit willen auferwecket.“ (Röm. 4, 25.)

 Ja, sagt nur selbst, was wäre denn Ostern, was hätte denn Ostern für eine Bedeutung, wenn er nicht für mich auferstanden wäre? Dann ist Ostern eben ein Erinnerungsfest, vielleicht eine geschichtliche Feier, aber nicht dieses große Sieges- und Ehrenfest, an dem wir sagen:

Weil du vom Tod erstanden bist
Kann ich im Tod nicht bleiben!

Und wenn wir an Himmelfahrt nur bedächten, daß er gen Himmel gefahren ist, ohne daß wir wüßten und uns trösteten: er hat uns den Weg bereitet und die Heimat erschlossen, so wäre Himmelfahrt ein Siegesfest für einen König ohne Heer, für einen Sieger ohne Gefolge, für einen Meister, der sein Kunstwerk ließ, für einen Herzog, dem niemand folgte. Dann wäre das Fest der höchsten Freude eigentlich sehr verlegenheitlich. Wir würden sprechen: „Du hast dich gerettet, aber, die du zu retten gekommen bist, ließest du allein. Du kehrtest heim, und uns hast du in der Fremde gelassen.“

 Ja, mein Christ, dann wäre Jesus Christus umsonst auf die Erde gekommen. Wenn er nur wieder den Stand bekommen hätte, den er vordem schon hatte, was wollte er dann auf der Erde? Dann würde ja seine Himmelfahrt nur sagen: er hat wenigstens nichts verloren, er hat den alten Stand behalten. Aber dann