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in vollen, satten Farben zu Ende gehen, und hat doch beide Blumen und Bilder gleich lieb. Das ist der Reiz, den der sterbliche Mensch empfindet, wenn er einem abgeschlossenen Leben liebend nachsieht: ich vermesse mich nicht, seine Rätsel zu lösen, aber langsam zerrinnen die grauen Nebel über einem abgeschlossenen Leben und langsam röten sich die Spitzen der verhüllten Berge und die Täler treten hervor. Und wenn die Weltgeschichte am Ende ist, dann erscheint, wie treu gemeint die Prüfungsjahre waren. Herr, laß mich’s froh erfahren!

 Allmächtig! – Wir spüren es, wenn er mit einem leisen Wink seines Fingers Weltteile zertrennt, alle Grenzen verschiebt, Länder austut und Länder auftut. Wir sehen, wie er alles so führt, daß seine Majestät zur Geltung kommt und seine Allmacht das letzte Wort behält.

 Und doch fragst du und die alten Heiden haben auch so gefragt: Wenn Gott allmächtig ist, dann kann er doch alles. Aber er kann nicht sündigen und nicht sterben, also kann er nicht alles. Das ist ein Gedanke, der uns tief in die wunderbare Tat Jesu Christi Einblick tun läßt. So allmächtig ist Gott, daß er ohnmächtig werden kann. Und so groß ist Gott, daß er klein werden kann. Wenn du Macht und Größe besitzest, dann hältst du sie an dich, damit sie dir niemand nehme. Aber Gott begibt sich ihrer und entäußert sich ihrer, weil er sie hat. Der allmächtige Gott – das freilich ist