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seinen Sorgen und Fragen dem allwissenden Herrn befiehlt, darf gewiß sein, daß an jedem Tag Gottes Wissen auch Gottes Willen und Gottes Willen auch Gottes Wirken ist. Bei denen, die ihn nicht suchen, steht das Wissen Gottes wider seinen Willen; bei denen, die ihn suchen, ist Wissen, Willen und Wirken Gottes eins. Wenn ihr euch fragt: Ja, wenn Gott das wußte, warum durfte es geschehen, warum hinderte er es nicht? – O, du weißt ja gar nicht, wie oft er schon gehindert hat. Du verstehst nicht, wie viel er aufgeboten hat um dieses und jenes, das dein Herz betrübt, fernzuhalten. Nein, die Allwissenheit Gottes sei mir und dir wohl ein Schrecken, wenn wir auf schlechten Wegen gehen: du erkennest mich von ferne. Es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du Herr nicht alles wissest. (Ps. 13 24.) Bei ihm gibt es keine gleichgültigen Dinge; er kümmert sich um das Kleinste wie um das Größte. Davor erbeben wir. Denn man kann nicht oft genug der Seele sagen: Meine Seele, du erlebst dich zweimal: Jeden unreinen Gedanken und jedes unnütze Wort und jede ungute Tat und jede falsche Begehrung erlebt man einmal, wenn man sie tut, und noch einmal, wenn man sie leidet. Die Allwissenheit Gottes ist ein großer Ernst. So oft unsere Seele ausatmen will, ruft er ihr zu: Ich weiß deine Gedanken. (5. Mos. 31 21.) Und so oft das Wort der Lieblosigkeit und Härte urteilt, komme in dein Gedächtnis: Wenn du mein Wort hörst und meines Urteils Schärfe erwiderst, wie soll ich bestehen?

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