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 Es gibt auf Erden nichts Unveränderlicheres als die Mutterliebe und darum hat Gott seine Liebe mit der einer Mutter verglichen: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jes. 66 13.) Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen? Und ob sie desselbigen vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen! (Jes. 49 15.) – In unserer Erinnerung lebt das Bild der Mutter als das einer unveränderlichen Güte. Daß sie manchmal ihre Worte und ihre Weisung änderte, weil sie unser kindliches Bitten sah und hörte, weil Kindesbitte und Mutterherz sich verstanden – war das Schwäche? War es veränderlich, wenn sie einen Rat, den sie mir gestern gab, um der eingetretenen andern Verhältnisse willen heute zurücknahm? Nein, das war Treue! Daß sie meine kleinen Dinge und Anliegen in ihr großes, reiches Leben hereinnahm, war nicht Laune, das war der Mutterliebe unveränderliche Größe.

 Und wenn es bei sündigen Menschen so ist, wie viel mehr muß es so bei Gott sein! Er ist darum unveränderlich, weil er sich von mir bestimmen läßt; denn er hat es mir zugesagt, daß ich alle meine Anliegen auf ihn werfen dürfte (Ps. 55 23), daß er mich erhört zu seiner Zeit.

 So, mein Christ, hat der ewige und unveränderliche Gott dir das Vorrecht gegeben, daß er dir zuruft: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht! (Matth. 24 35.) Und auf diese wunderbare