Seite:Hermann von Bezzel - Der 1. Glaubensartikel.pdf/51

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nichts und er dankt uns. Wir leisten ihm nichts und er rettet uns. Wir können ihn nicht bereichern und er belohnt uns. Ei, spricht er, du frommer und getreuer Knecht, gehe ein zu deines Herrn Freude! (Matth. 25 21.) Und dieser allgenugsame Gott ist zum dritten der ewige und unveränderliche Gott!

 Die alten Heiden haben Launen ihrer Götter gekannt und gefürchtet. Sie haben von der umwölkten Stirn des Göttervaters gefabelt und von der ewig lichten Stirn ihrer Göttin geträumt. Und Dichter sprechen von den Tücken des Schicksals und der Willkür des Zufalls und reden von einem freundlich lächelnden Himmel und den günstigen Launen des Geschicks. So bist du, armer Mensch, nur abhängig von Launen, die den einen erheben und liebkosen, den andern verwerfen und verspotten? Bist du Beute einer lächelnden Willkür, die mit dir eine Weile spielt und dich dann wegwirft, die dir Hoffnungen ins Herz senkt, um sich bald an deiner Enttäuschung zu erquicken?

 Sobald mich solche Gedanken bedrängen, sucht meine Seele das Kreuz! Wenn er mir wirklich die Hoffnung ins Herz gesenkt hätte, um sich an meiner Verzweiflung zu weiden, wenn er mir die Freude gegönnt hätte, um mich an ihrer Entbehrung zu töten, dann wäre dieses schweigende Kreuz nicht der Erde entwachsen, und der, der die Hände ausbreitet um die Mühseligen und Beladenen an sich zu ziehen aus lauter Güte wäre nicht mein Heiland.