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Was ist das für ein Gott, der zu der einzelnen Seele sagt: Siehe, ich will dich, der Meister ist da und ruft dich! (Joh. 11 28.) Und du klagst über deinen geringen Dienst und sprichst: Wenn ich nur so wäre wie der und die. Du neidest törichte Dinge und bist dabei mit einem Diadem geschmückt, von dem du noch nie eine Perle beachtet hast. Ein Diener Gottes bist du! Mein Christ, das sind alle jene erlauchten Persönlichkeiten droben in den Dachkammern, im vierten oder fünften Stock der Großstadthäuser, zu denen nie ein Pfarrer seinen Weg findet, die nie von einer Dienerin der Barmherzigkeit besucht werden, deren elende Dachlucke aber eine Aussicht hat nach dem Jerusalem, das droben ist. (Gal. 4 26.) Das sind die armseligen Existenzen, bei deren Ende der Armensarg schnell gezimmert, an deren Grab eine kurze Formel schnell gelesen ist, die aber den Ruf ihres Königs vernommen haben: Siehe, ich sende dich! Der Allgenugsame tritt in dieser Stunde vor deine Seele und spricht: Willst du es nicht mit mir versuchen? Er könnte dich zwingen; du müßtest ihm frönen, bis der letzte Schweißtropfen auf deiner Stirn vertrocknet ist; er könnte dich sklavisch knechten an Leib und Seele. Und er wirbt um dich und bittet dich, und wenn du ihn zurückweist, kehrt er traurig von dir, um in der nächsten Stunde noch einmal zu kommen und dir zu sagen: Gib mir dein Herz! –

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 Er ist Person, darum rufe ich ihn: Du! Er ist der Allgenugsame und dennoch will er mich. Wir geben ihm