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was Luther das „verwegene Vertrauen“ heißt, das sich aller Dinge entschlägt und uns sprechen läßt: Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben! (Mr. 9 24.) Wie ein Schüler, wie ein Kind lernt deine Seele, was sie glauben soll, lernt die biblische Geschichte, welche von den meisten verachtet wird und doch so kräftig die Seele nährt. Als ein Jünger und mit der Freude es zu sein, fühlt deine Seele und wünscht den Frühling, den Gott ihr verheißt. Und männlich stark, herrenhaft und kühn, fest und entschieden ruft deine Seele: Das alles soll mir gewiß sein! Nicht, weil ich es wünsche, sondern weil du es mir gibst. Das ist des Glaubens letzter Schritt und erster Sieg: ich glaube.

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 Ihr seht, all die Kräfte, die Gott in den Menschen gelegt hat: die heilige Einbildungskraft, die nicht Träumen folgt, sondern Wahrheiten sich erschließt, und die Geistesgaben alle, welche da lernen und bewahren, schließen und vergleichen, überlegen und erwägen und ausdenken, und all die zarten Schwingungen unseres Innenlebens, daß wir auf jede lautere Empfindung eine Freundlichkeit, auf jede unrechte Empfindung den Tadel Gottes spüren, und endlich die Willenskraft, die durch alle Hindernisse hindurchbricht: ich lasse dich nicht (1. Mos. 32 27) und folge dir! – Alle diese Kräfte werden von dem einen Wörtlein in Anspruch genommen: Ich glaube. Der Glaube hört nicht auf, bis er nicht bloß in Schauen verwandelt wird, sondern vielmehr vom Schauen aufgenommen