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heißt es von der Purpurkrämerin Lydia, „das Herz auf.“ (Apg. 16 14.) Wenn du bei deinem Bibellesen, beim Anhören einer Betrachtung nur einen Augenblick den Wunsch in deiner Seele einkehren lässest: „Ach, daß es so wäre!“ so ist’s bereits Frühling in deiner Seele geworden. Aber dieses Verlangen kann erst eintreten, wenn du die Dinge kennst, von denen du wünschest, sie möchten so sein. Und je weniger sich ein Mensch mit der Bibel befaßt, desto bescheidener wird der Umkreis seiner Wünsche, die mit einem ruhigen Sterben enden. Wer freilich so maßvoll in seinem Begehren ist, daß er sagt: Habe ich zu essen und zu trinken und zu spielen, dann bin ich zufrieden! der braucht keine Hl. Schrift und keinen Glauben. Wenn aber deine Wünsche über das Grab hinüberreichen und dein Verlangen gegen das Vergehen deines Lebens protestiert und du täglich deiner Seele sagst: Es kann nicht sein, daß diese Erde meine Heimat und mein Vaterland ist! Und wenn immer wieder, so oft die Sterbeglocken läuten und dein ganzes Wesen von der Vergänglichkeit hingenommen wird, du sagst: Ich will nicht sterben, denn ich soll nicht sterben! dann erwacht in deiner Seele ein dir zunächst unerklärliches Verlangen, eine Sehnsucht, über deren Ursprung und Ziel du dir nicht Rechenschaft geben kannst. Und dieses Verlangen hat dir der ins Herz gegeben, der den Menschen die Ewigkeit ins Herz gesenkt hat.

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 Die Ewigkeit im Herzen – und wir werden nicht zur