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 Ist jemand unter euch, der bloß darum geglaubt hat, weil es mit zur anständigen Erziehung gehört, weil es von Vater und Mutter uns ererbt ist, weil das Kirchengehen noch nicht direkt unfein ist? Ist jemand unter euch, der sich überhaupt noch gar nicht besonnen hat, was man und wie man glaubt, der werfe den ganzen Wust – aber versteht mich recht! – von Kirchenlehren und Kirchensatzungen und Offenbarung weg und habe den Mut, einmal in den Abgrund hinabzublicken, in den er versinkt, wenn ihm Gott nicht hilft! Der werfe weg, was er erlernt hat, und beginne von vorne, vor allem zu beten: Hilf mir, daß ich glaube!

 Niemand gibt mir den Glauben als der, der den Weg zu mir gefunden hat, damit ich ihn zu ihm finde, als der, der sich aufmachte, ehe der Sohn zum Vater ging, damit der Sohn des Vaters nicht verfehle.

 So ist der Glaube ein freies Geschenk Gottes, das er jedem gibt, der ihn bittet, und das er keinem aufdrängt, der es nicht will. Wer aber weiß, daß der Glaube die freieste Tat des Lebens ist, zu der mich niemand zwingt, mit der Gott mich beglückt, der läßt nicht mehr vom Glauben, spricht nicht mehr: ich glaube, sondern ich weiß. Denn das ist die Probe darauf, ob du wirklich glaubst, daß du sagen kannst: Und wenn die ganze Welt spricht: nein! Dein Wort soll mir gewisser sein und läßt mir gar nicht grauen! – Das ist des Glaubens Kraft, daß er dem Hohn der