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und der Verzweiflung sich nahenden Seele Einer, der über Trümmern sein Reich gebaut und über aller irdischen Vergänglichkeit seine ewige Gewalt erhöht hat, und spricht: Ich bin es! Alle andern Dinge und alle andern Wirklichkeiten, die ein Ich heißen, versinken in den Zustand des Nichtseins. Du aber bleibest, wie du bist. (Ps. 102 28.) – Und wenn diese Begegnung das ganze Herz erwärmt, daß das kalte, starre, entkräftete und arme Menschenleben noch einmal zu hoffen wagt, und das Wunder geschieht, daß am dürren Strauch der Frühling noch eine Knospe erweckt, so heißt das: ich glaube. Und wenn der Mensch an sich selbst verzweifelt, weil das Erträgnis seines Denkens ist: ich weiß, daß ich nichts weiß! und das Ergebnis seines Forschens: das ist alles eitel Mühe (Jes. 41 29) und Jammer! und die Summe seiner Arbeit: Erde zur Erde (1. Mos. 3 19), Asche zur Asche, Staub zum Staube! dann tritt ihm Einer entgegen und spricht: Ich lebe und du sollst auch leben! (Jos. 14 19.) Und indem sich in die fast leblose, verstorbene Daseinsgestalt Lebenskraft eindrängt, heißt es: der Mensch glaubt.

 Ja, mein Christ, es müssen alle diese Stadien, in der oder jener Folge, wohl auch in wirrem Durcheinander erlebt sein, bis endlich der Mensch auf dem Einen ruht, was ihm nicht Ruhe, aber Frieden gibt: ich glaube an Gott. So reichst du mir deine Hand in Wort und Sakrament, und ich reiche dir meine Hand im Glauben, dann kann uns niemand scheiden.