flüsterte mir zu, daß ich damals bei der ersten Operation überhaupt nichts am Blinddarm gehabt hätte. Man hätte sich in der Diagnose geirrt.
Nichts am Blinddarm gehabt? Die ganzen Aufregungen und Quälereien wegen einer falschen Diagnose dieser Ärzte? Eine sinnlose Wut, ein irrsinniger Jähzorn packte mich. Mein ganzes Leben verhunzt durch diese Nichtswisser!
Ehe es sich jemand versah, sprang ich auf, packte ein großes, blitzendes Operationsmesser und erstach den Professor, die weißen Männer und eine Krankenschwester.
Ein armer Kranker, der auf einem Krankenwagen liegend, auch eine Operation erwartete, bekam in der Aufregung mehrere Stiche mit. Es war ihm aber egal, da er taubstumm war, außerdem darüber starb. Ich zerschlug noch die Glasschränke, warf die Instrumente zum Fenster hinaus und trank alle Gläser mit Chemikalien aus.
Plötzlich wurde ich von hünenhaften Krankenwärtern gepackt und überwältigt.
Ich kam in das Irrenhaus, wo ich jetzt noch bin.
Ich gebe zu, ich war ein wenig nervös. Wer wäre das nicht geworden, bitte? Aber irrsinnig bin ich nicht, keineswegs, keineswegs!!
Man erwähne nur das Wort „Blinddarm“ nicht.
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/250&oldid=- (Version vom 1.8.2018)