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Schreckliche Visionen verfolgten mich. Die herrlichsten Leckerbissen ließ ich unberührt. Ich beschaute stundenlang meinen Bauch. Wenn es darin kollerte, zuckte ich jäh zusammen. O, wenn ich nur Klarheit hätte! Ich konnte den grauenhaften Zustand der Ungewißheit nicht mehr ertragen und ließ an Sebald telephonieren.

„Ich wußte, daß du dich melden würdest,“ begann er überlegen, als er seinen Mantel ablegte.

Er untersuchte mich, drückte mit seinen kalten Händen an meinem warmen Bauch herum und nickte an der Stelle in der rechten Seite ernst und bedeutsam mit dem Kopf. Ich verging vor Angst.

„Ja, ja, wie ich dachte! Schwere Blinddarmreizung! Eine Perforation ist jeden Augenblick zu befürchten! Eine sofortige Operation ist unbedingt geboten! Du hast wohl viel Kirschen mit Steinen gegessen?“

Ich hatte seit meiner Jugend keine Kirschen gegessen.

„Du wirst einen Kirschkern, Emaillesplitter vom Kochtopf oder ein Gummiteilchen vom Verschluß von Mineralwasserflaschen im Wurmfortsatz haben.“

Ich trank seit Jahren kein Mineralwasser und meine Köchin kochte nur in Reinnickel.

„Also, wie gesagt, da muß sofort operiert werden. Jeder Aufschub kann eine tödliche Komplikation zur Folge haben.“

Grün und gelb wurde es mir vor Augen. Mein ganzes Empfinden lehnte sich auf gegen den Gedanken an eine Operation. Lieber dann schon eingehen, als eine solche Marter ertragen! Mein Heim

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/239&oldid=- (Version vom 1.8.2018)