den Tisch der stärker Nervösen, den Tisch der schon ein wenig Blöden, den Tisch der schlicht Blöden, den Tisch der absolut Blöden, den Tisch der aussichtslos Blöden (die mußten am meisten bezahlen).
Scharleß Nulpe saß zur Probe an dem Tisch der Nervösen. Nach acht Tagen bat er, ihn an den Tisch der stärker Nervösen zu setzen.
Seine Kur setzte sich aus kombinierten physikalisch-diätetischen Maßregeln zusammen.
Alles, was im Sanatorium mit ihm geschah, bekam ihm schlecht, und er begann, sich ernstlich in seiner Haut unbehaglich zu fühlen. Aber, was so teuer war und von Fürsten in Anspruch genommen wurde, mußte doch Qualitäten haben. Er litt vielleicht nur unter der anfänglich stets auftretenden Reaktion dieser ungewohnten Lebensweise.
Nach dem Frühstück mußte er vierzig Minuten auf dem Kopf stehen (kostete extra) mit einer Mohrrübe im Mund (kostete extra), dann mußte er, den linken Zeigefinger in der Nase (kostete extra) auf einem Bein herumhupsen (kostete extra). Er wurde dann abwechselnd in kochendes und eiskaltes Wasser getaucht (kostete extra) und mußte sich bis Mittag in der zur Anstalt gehörigen Ökonomie mit Mistabfahren beschäftigen (kostete extra).
Nachmittags wurde geturnt. 286 Kniebeugen (kosteten extra 5 Mark pro Stück), 652 Rumpfbeugen (kosteten extra 5 Mark pro Stück). Mit andern Leidensgenossen mußte er ein Reservoir leer atmen, das als Vakuumentstauber Verwendung fand (kostete extra). Er mußte die tollsten und ihm gänzlich unverständlichen Verrichtungen machen. Alles drehte sich ihm im Kopf.
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/230&oldid=- (Version vom 1.8.2018)