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klang, verstanden sich die zwanzig Gehröcke dazu, auch in diesem Idiom zu reden.

Man wurde in das Bureau geführt, einen großen Saale, in dem ein sinnverwirrendes Geräusch herrschte. Schreibmaschinengeklapper, Hin- und Herlaufen von Beamten, Telephonklingel, Zurufe wie: Nr. 39 Lebergeschwulst, Packung 10 Mark; Nr. 62 Grützebeutel 8 Mark; Nr. 104 70 Mark usw. Unverständliche Bemerkungen für den nicht Eingeweihten.

Man bekam wahnsinnig neugierige Fragebogen, die selbst die Halsweite des Vaters wissen wollten, zum Ausfüllen vorgelegt. Dann erhielt man verschiedene Drucksachen in die Hand gedrückt, unter denen ein dickes Heft als die Hausordnung bezeichnet wurde. Ja, was die Hausordnung nicht alles vorschrieb. Vor allem stand darin, daß man im voraus zu bezahlen habe, und wenn man dann zu diesem Zweck an die Kasse geführt wurde, erfuhr man, daß man für die vereinbarten dreißig Mark lediglich ein Bett zu beanspruchen hatte, während die Verpflegung, ärztliche Behandlung, Bedienung, Bäder, Benutzung der Turngeräte, der Gartenanlagen usw. besonders verrechnet wurden. Das hörte man nicht gern. Aber Gott ja, es war eine first class-Anstalt und der Fürst von Printe-Hefeteil-Hubbelrath kam alljährlich mit seiner ganzen Familie nach „Bizepsheil“.

Das Zimmer! Man bekam ein Bett in einer sogenannten Lufthütte. Alte, früher wohl als Selterswasserbuden benutzte baufällige Bretterbuden, die unschön auf einer Wiese standen, waren die Lufthütten, durch die der Wind pfiff und die außerdem feucht waren, also in jeder Beziehung zur Abhärtung geeignet schienen.

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/228&oldid=- (Version vom 1.8.2018)