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Wir tranken an dem Tage fünf Flaschen.

Es war nachmittags halb Sechs, als plötzlich die Tür aufging und Frau Wehneibe Plümecke hereinwankte. Die Magd hatte nicht zu viel gesagt. Die gräßlichste Sensation im Museum Wiertz in Brüssel war ein sanfter Ludwig Richter gegen das Bild, das die bedauernswerte Wirtin des Jägerhauses bot.

Erschöpft fiel sie auf einen Stuhl zusammen.

Plötzlich stierte sie mit großen, verglasten Augen die fünf auf dem Tisch stehenden Flaschen und dann uns an.

Wir zitterten und guckten weg.

Ob jetzt alles in Ordnung sei, versuchte ich sie abzulenken.

Sie öffnete nur den Mund und forderte uns mit starrer Geste auf, hineinzuschauen.

Voller Schauder näherten wir uns und blickten in den furchtbaren Abgrund. Ein entsetzliches Durcheinander von abgebrochenen Zähnen, zerfetztem Zahnfleisch, ausgefranster Zunge, bot sich uns dar. Aus einem Backenzahn ragte ein abgebrochener, blinkender Stahlborer in dieses Inferno. Uns grauste, wir wandten uns ab, nahmen unsere Hüte und drückten uns scheu zur Tür hinaus.

Ich irrte die ganze Nacht planlos in den Bergen umher.

Wolfram kaufte sich vier Flaschen Rum.

Die Allgewalt des Weingottes war doch zu stark. Wir hatten einmal Blut geleckt. Wir hatten lange gekämpft und waren unterlegen.

Am nächsten Tage schlichen wir wieder zum Jägerhaus. Nur die Magd war da, die noch immer die Schlüssel hatte. Frau Plümecke war in die Stadt

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/189&oldid=- (Version vom 1.8.2018)