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„Ja, ja, schlimme Sache, schlimme Sache. Beklagenswerte Frau. Sie sind eine Heldin, eine Märtyrerin!“

Sie brachte jetzt den richtigen Jahrgang. –

Mehrere Tage lang wollte sie immer am anderen Morgen bestimmt zum Zahntechniker gehen.

Eines Tages war Frau Plümecke nicht da. Die Magd brachte uns den Wein. Frau Plümecke wäre jetzt endlich zum Zahntechniker gegangen. Nur eine Flasche hätte sie herausgestellt, die andere würde sie uns nach ihrer Rückkehr selbst bringen.

An diesem Tage mußten wir uns mit einer Flasche begnügen.

Am nächsten Tage war Frau Wehneibe Plümecke wieder nicht da. Die Magd sagte, die Wirtin wäre gestern acht Stunden bei dem Techniker gewesen. Er wäre aber noch nicht ganz fertig geworden. Als sie zurückgekommen wäre, hätte sie ausgesehen, wie der Bahnwärter, der kürzlich vom Zug überfahren worden war. Es wäre furchtbar gewesen.

Wehneibe Plümecke hätte gestern abend alle ihre Sachen geordnet und lange in der Bibel gelesen. Heute wäre sie wieder zum Zahntechniker.

Auch am darauffolgenden Tage war sie wieder hin. Es wäre ein schwieriger Fall, der sich nicht überstürzen ließe, hätte der Mann gesagt.

Die Magd erzählte, Frau Plümecke sähe jetzt aus, wie ein rohes deutsches Beefsteak, das man aus der dritten Etage auf das Pflaster geworfen und über das man dann rote Tinte gegossen hätte. Sie hätte gekündigt. Sie könnte es nicht mehr ertragen. Frau Plümecke wäre überhaupt nicht mehr Frau Plümecke. Sie hätte ihr sämtliche Kellerschlüssel gegeben. Sämtliche Schlüssel.

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/188&oldid=- (Version vom 1.8.2018)