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Beute auf einem von Marseille nach Argentinien bestimmten Dampfer.

In diesem sympathischen Land gedachte ich vorläufig die Früchte meines genialen Debüts in der Arena aktiver Lebensakrobatik zu genießen und in aller Seelenruhe die Verjährung abzuwarten.

Und tatsächlich hätte die Theorie meines Freundes einen grandiosen Triumph gefeiert, wenn künstliche Beine den Wert von Pretiosen gehabt hätten.

Ich habe bei mancher Gelegenheit schon ein recht dummes Gesicht gemacht, das dummste aber wohl sicherlich, als ich beim Öffnen des gelben Koffers anstatt der erwarteten gleißenden Juwelen ein künstliches Bein vorfand, das Reservebein des Mister Botteram.

Angesichts dieses Mißgeschicks brach meine kaum angequälte, anarchistische Lebensanschauung jämmerlich zusammen. Es wurde mir klar, ich eignete mich nicht im geringsten zum Herrenmenschen.

Reumütig kehrte ich zu der guten, alten Moral zurück, die in dem Worte gipfelt: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.

Ich wurde in Argentinien Erdarbeiter und erwarb als solcher in ganz kurzer Zeit ein großes Vermögen, welches mir gestattet, mein Alter sorgenfrei zu beschließen.

Aus dem Bein des Juwelenhändlers ließ ich mir einen Spazierstock machen.

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/170&oldid=- (Version vom 1.8.2018)