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ist. Dank deines schwarzen Pyjama verschwindest du vollständig in der Dunkelheit. Dann schnell zugegriffen und, nachdem du die Tür in der gleichen Weise wieder verschlossen hast, zurück in dein Zimmer. – So habe ich manches schöne Geschäft gemacht,“ schloß Pöste.

„Und ist das nie schief gegangen?“ warf ich ein.

„Nie!“ –

Das war ja fabelhaft einfach.

„Vergiß nicht den schwarzen Pyjamatrick,“ rief mir Pöste noch beim Scheiden nach. –

In starker Erregung kehrte ich in dieser Nacht in mein Hotel zurück. Ich war entschlossen, dem Rate Pöstes zu folgen.

Im Hotel wohnte ein englischer Juwelenhändler. Die Vorsehung hatte mir diesen Mann in den Weg geschickt. Das war etwas für den Pyjamatrick. Mister Botteram, so hieß der Händler, hatte ein künstliches Bein. Als junger Offizier hatte er sein Bein bei einem Gefecht mit den aufständigen Eingeborenen in Indien verloren. Er war ein verschlossener, sonderbarer Mann, der jeden Verkehr mit den übrigen Hotelbewohnern vermied. Es ging das Gerücht, daß er Riesenschätze an Juwelen mit sich führte. Es war mir aufgefallen, daß, wo er auch sein mochte, stets ein länglicher, gelber Lederkoffer, den er nicht aus dem Auge verlor, in seiner dichtesten Nähe stand. Überall trug ihm sein Diener diesen Koffer nach.

Meine Phantasie beschäftigte sich fortgesetzt mit dem gelben Koffer, der, wie allgemein die Ansicht war, Botterams Juwelen enthielt. Gelänge es mir, mich in Besitz dieses Koffers zu setzen, so wäre mir für

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)