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Bratenscheiben, Gemüse, Kompott usw., hinter dem Gast stehend, aus dessen Teller schleuderte. Es war der Ehrgeiz der Kellner, aus möglichst weiter Entfernung in dieser originellen Weise zu servieren. Plitsch! klatschte eine Scheibe Braten auf den Teller. Plitsch! eine Handvoll Spinat. Plitsch! Kartoffelpüree.

Ich hatte mich ahnungslos an den Tisch gesetzt, als plötzlich haarscharf an meinem Kopf vorbei von irgendwoher eine Scheibe Braten auf meinen Teller flog. Erschreckt über diese mir bisher unbekannte Art des Servierens hatte ich den Kopf geduckt, war natürlich in die Flugbahn des bereits geschleuderten Gemüses geraten und hatte im gleichen Augenblick auch schon die mir zugedachte Portion Spinat an der Backe.

Man gibt mit Spinat an der Backe keine besonders glückliche Figur ab. Ich habe das bei dieser Gelegenheit gemerkt.

Aber schließlich hätte ich doch auf die Dauer bei einiger Anpassung an die Verhältnisse ein geruhiges, geduldetes Dasein in aller Zufriedenheit in diesem Hotel geführt, wenn ich nicht eines Abends meinen alten Schulfreund Vehemenz Pöste alias Jonkheer Grantig ter Bläh getroffen hätte.

Vehemenz Pöste war internationaler Hochstapler und Schwindler, eigentlich ein Lebenskünstler. In früheren Jahren hatten wir uns häufiger gesehen. Ich mußte aber leider den freundschaftlichen Verkehr mit ihm mit Rücksicht auf die konventionellen Ansichten meiner übrigen Bekannten, die sich an sein Metier stießen, aufgeben.

Wir blieben den Abend zusammen. Jonkheer Grantig ter Bläh, wie er sich momentan nannte, war

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)