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Nagelpoliermittel, Sektmarken usw. Stellung nehmen konnten, in der verräucherten Stube des Gasthauses zur Post auf die Postkutsche warteten.

Es ist mir gelungen, in die Geheimnisse der Konjugation der unregelmäßigen griechischen Verben, der Regeln über den Gebrauch des Konjunktivs nach ut, der doppelten Buchführung, des Rechnens mit Logarithmen einzudringen, aber nie in meinem Leben werde ich es fertig bringen, die Speisekarte eines großen fashionablen Hotels zu kapieren.

Ich habe die verzweifelsten Anstrengungen gemacht, wenigstens die verschiedenen Varianten, in welchen uns phantasievolle Hoteliers Braten servieren, mittels eines mnemotechnischen Systems zu behalten: wenn furchtbar viel Petersilie um den Braten herum liegt, ist er „à la jardinière“, garniert mit vier Zitronenscheiben „à la bretonne“; „à la normande“, wenn acht Zitronenscheiben die Schüssel zieren; mit Gemüsegarnierung ist es ein „Chateaubriand“, „à la Pompadour“ mit Zitronen-, Petersilie- und Gemüseverzierung, „à la mode“, „à la Nelson“, auf „Hanebüchener Art“… ich merke, daß ich trotz der größten Mühe, die ich mir gebe, alle die verschiedenen gastronomischen Begriffe durcheinanderwerfe. Nur ein Gericht habe ich mir gemerkt: Welsh rarebits; so nennt man kleine Brotschnitten, auf welche irgend etwas gestrichen ist, von dem kein Mensch sagen kann, was es eigentlich ist. –

Ich weiß nicht, ich habe nie so recht die richtige Art gefunden, mich in großen Hotels so zu benehmen, daß ich dem Personal imponiere. Und das möchte man doch gern.

Unser allereifrigstes Bestreben geht auf Reisen

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/161&oldid=- (Version vom 1.8.2018)