Das war doch ein großer, unvergeßlicher Augenblick, als Leopold, König der Belgier, auf der Terrasse des Riviera Splendid Palace (sprich Pälläß) am Nebentisch Platz nahm und einen Tee trank. Zwei Stückchen Zucker gab er hinein, ich habe genau Obacht gegeben.
Noch heute schlägt mein Herz schneller, wenn ich an jene hehre Weihestunde denke. Alle Ereignisse, die ich als unvergeßliche Erinnerungen meines Lebens registriere, wie die erste lange Hose, wie ich zum erstenmal mit Sie angeredet wurde, dann, wie man mich mal irgendwo für den Kronprinzen von Serbien hielt, verblassen gegen diese Begegnung auf der Terrasse des Riviera Splendid Palace (sprich Pälläß).
Große Momente, wenn auch nicht von der gleichen Eindringlichkeit, waren es für mich, als ich im selben Hotel Zeuge davon sein durfte, wie sich ein Vanderbilt des Zahnstochers bediente, wie sich eine Herzogin von Safty-Plummerand neben den Stuhl setzte und wie sich ein Vertreter des ältesten österreichischen Adels, ein Ritter Pfeffer von Potthast an einer Ölsardine verschluckte.
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/159&oldid=- (Version vom 1.8.2018)