Form schleuderte ich einem angenommenen Gegenüber die Frage nach der guten Birne entgegen, um dann schlagfertig mit dem im Lehrbuch vorgeschriebenen Satz über das Federmesser Gertraudens zu antworten.
Ein besonderer Abschnitt gab den nach Italien Reisenden bemerkenswerte Winke und Musterfragen zur Anknüpfung von schöngeistigen, belehrenden Gesprächen mit gebildeten Italienern. Da fanden sich die Sätze: Neigte der ältere Plinius zu Blinddarmaffektionen? – Glauben Sie, daß sich der schiefe Turm von Pisa als Einfamilienhaus eignet? – Sind Christoph Columbus die Impfpocken angegangen? – Welche Halsweite hatte Ariost? – Aß der Herzog Mora gern sehr fett? – War die Prinzessin d’Este eine Freundin von Mehlwürmern? Und noch mancherlei derartige Fragen, die geschickt die seichte konventionelle Art, mit welcher sonst im allgemeinen Gespräche eingeleitet werden, vermieden und sofort der Unterhaltung eine intellektuelle Note gaben.
Nach acht Tagen war meine Erkältung bis auf eine laufende Nase so ziemlich behoben, ich konnte es wagen, wieder auszugehen.
Was mich am ersten Tage meines Aufenthaltes in Como so verdrossen hatte, war der Umstand, daß ein jeder mich sofort als Ausländer einschätzte und dementsprechend zu leimen suchte. So hatte ich schon nach ganz kurzer Zeit die Taschen voll ungültiger, außer Kurs gesetzter Geldstücke: Schweizer Franken mit der sitzenden Helvetia, Fünflirestücke vor 1863 geprägt, argentinisches und päpstliches Geld – schöne, seltene Münzen, die man, als ich sie in aller Harmlosigkeit ausgeben wollte, mit Hohn zurückwies.
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)