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Ich versprach alles mit forcierter Herzlichkeit und stieg, vom Schaffner zum letztenmal energisch aufgefordert, ein.

Ich quetschte mich durch den Gang des Zuges, in welchem sich fortgesetzt Leute mit roten, bangen Gesichtern und großen sich quer stellenden Koffern auf und ab mühten. Ich fand in einem sonst völlig besetzten Abteil auf dem einzigen noch freien Platz meine Handtasche.

Der Zug hielt noch immer. Tante Düne klopfte mit dem Schirm gegen das Fenster und machte mir durch Gesten verständlich, daß sie noch etwas zu sagen habe. Ich stolperte unter Entschuldigungen über die Füße der Coupéinsassen zum Fenster und mühte mich ab, das Fenster zu öffnen. Zerrte, zog, ruckte an dem Fensterriemen. Die Tanten gestikulierten erregter. Es mußte etwas äußerst Wichtiges sein, das man mir zu sagen vergessen hatte.

Ich quälte mich entsetzlich mit dem Fenster, die Leute gucken höhnisch. Ich bekam einen roten Kopf.

Endlich gelang es mir, das Fenster zu öffnen.

„Vergiß nicht, Benders zu schreiben!“ Das war es, was Tante Düne noch auf dem Herzen hatte.

Ich stand am Fenster und wiederholte mechanisch, nur um etwas zu sagen: „Grüßt nochmals alle, auch Tante Traudchen!“

Wenn der Zug nur endlich fahren wollte!

Die Tanten und der Onkel schauten am Zuge auf und ab, stellten sich dann auf die Zehen und guckten in mein Coupé. „Der Zug ist gut besetzt,“ konstatierten sie dann richtig. „Hast du auch alles,“ – Tante Brösele hatte ebenfalls das Bedürfnis, noch etwas zu sagen.

Wenn der Zug nur fahren wollte! Die Situation

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)