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Zwei Häuser von Knatterbulls ab war zuletzt eingebrochen worden. Jetzt konnte man die Diebe jede Nacht erwarten.

„Wir sind gerüstet. Ha, ob sie diese Nacht kommen? Ich freue mich auf den Strauß mit den Halunken. Ich werde ihnen zeigen, was ein alter Soldat kann. Ich bin noch selber Manns genug, mein Eigentum zu schützen. Was?“ Der Vater drückte die Brust, die Knie, überhaupt alles, was eben ging, in beängstigender Weise heraus und schaute stolz um sich.

„Der echte Held!“ flüsterte die Familie.

Pochenden Herzens ging man abends zu Bett. Man schlief unruhig, bei dem geringsten Geräusch im Hause schreckte man auf, griff zu den Waffen und lauschte in die Nacht.

Dann weckte eines Nachts Vater Knatterbull zitternd seine Frau, und bat sie, doch auch einmal zu hören, es schiene, als ob jemand auf der Treppe wäre.

Die Mutter fuhr entsetzt auf, und beide lauschten an der verschlossenen Tür in das Haus.

Richtig. Tapp, tapp, tapp. Das waren Tritte, die die Treppe hinuntergingen.

Die Einbrecher waren im Hause.

Die Jungens wurden geweckt. Die Mutter ängstigte sich um die taube Tante, die oben auf dem Speicher allein mit der Anna wäre.

„Keine Sentimentalitäten jetzt,“ knurrte der Vater, der aufgeregt mit seinen Waffen hantierte und nicht zurecht kam.

„Hört auch einmal, Wilhelm und Friedrich, vielleicht haben wir uns doch getäuscht,“ stöhnte er zaghaft. Er sah gar nicht mehr so mutig aus.

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/066&oldid=- (Version vom 1.8.2018)