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Die Tante war angekommen.

Es war wirklich eine höchst unangenehme Person. Das mußte man schon sagen. Die Abneigung der Familie war erklärlich.

Peinlich wachte sie darüber, daß auch „Umstände“ wegen ihr gemacht wurden, daß sie in genügender Weise respektiert und geehrt wurde, und daß man sie auch überall hinführte, wo etwas los war.

Gott, wenn die Erbschaft nur nicht gewesen wäre!

Die Eltern hetzten sich mit ihr fast zu Tode durch alle Kinematographentheater, alle Konzerte, Museen, durch die Anlagen, Warenhäuser und den Zoologischen Garten. Die Tante war nicht klein zu kriegen. Es war unheimlich.

Adalbert hatte bisher Dusel gehabt. Es war ihm immer noch gelungen, sich der Gefahr, sich der Tante widmen zu müssen, zu entziehen.

Bis eines Tages das Verhängnis kam.

Die Tante war noch nie in einem richtigen, großen Theater gewesen. Sie hatte in der Zeitung herumgeschnüffelt und war dabei auf die Anzeige des Theaters gestoßen, das an diesem Abend als letzte Vorstellung in der Saison ein modernes russisches Drama zur Aufführung brachte. Da mußte sie hin. Sie war nicht mehr zu halten. Alle Vorstellungen, daß es sich um ein sehr trauriges und merkwürdiges Stück handele, was ihr nicht gefallen würde, waren vergebens.

Da der Vater durch die höchst ehrenvolle Einladung seines Chefs zu einer Skatpartie in dessen Wohnung – eine Absage wäre einer Pensionierung gleichgekommen – allerdringlichst verhindert war, die Mutter an einem Influenzaanfall darniederlag,

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Leipzig: Ernst Rowohlt Verlag, 1911, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/054&oldid=- (Version vom 1.8.2018)