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damit sie mit Schmirgel gereinigt wurden. Endlich mal.

Entsetzen füllte das Haus.

Auf das Dach flüchtete sich in seiner Bedrängnis und Not Vater Bender, wo er an den Schornstein geklammert die unglückliche Tante Hülsenkuff fand, die sich mit ihren letzten Kräften hier hinauf gerettet hatte.

Die wilden Truppen, die im Hause tobten, hatten es auf ihr Holzbein und den Kropf abgesehen. Ersteres sollte abgeseift und frisch lackiert und letzterer bronziert werden. Lieber tot, als das zugeben, war der Entschluß der Tante. Und sie hatte sich aufs Dach geflüchtet.

Im Hause aber wütete Mutter Benders Wille zum Hausputz.

Dann geschah das Schreckliche, das dem Tun der Wahnwitzigen ein jähes Ende bereitete.

Der Maschinist, der den Vakuum-Reiniger bediente, ging auf einen Augenblick weg, um gegenüber einen Schnaps zu trinken. Mutter Bender benutzte seine Abwesenheit und stürzte sich auf den Apparat. Sie drehte an den Ventilen, stellte die Regulierung auf die höchsten Ziffern und entfesselte in ihrer wilden Ekstase die ganze ungebundene Kraft der Maschine.

Ein furchtbares Brausen und Sausen erhob sich, das von Sekunde zu Sekunde anschwoll. Mit Sturmwindskraft und Schnelligkeit saugte die Maschine die Luft in sich hinein. Bilder und Spiegel wurden von der Wand gerissen. Gardinen flogen durchs Zimmer und verschwanden im Schlund des entsetzlichen Saugers. Dann wurde plötzlich Mutter Bender, wie von unsichtbarer Hand gepackt. Sie mochte sich sträuben

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Leipzig: Ernst Rowohlt Verlag, 1911, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/049&oldid=- (Version vom 17.8.2016)