Beef, nicht ohne furchtbare Stürze über die im Flur aufgebauten Möbel in sein Schlafzimmer.
Laute Stimmen weckten ihn bei Morgengrauen schon aus dem Schlaf. Er fuhr auf, und sein verschlafener Blick ruhte voll Entsetzen auf den gräßlichen Frauen und dem Manne mit der Leiter, die sich anschickten, ihre furchtbare Mission auch in diesem Zimmer zu erfüllen.
Frau Bender stand wie aus Bronze mit übereinandergeschlagenen Armen mitten im Zimmer und erinnerte an Napoleon.
Dürftig bekleidet rettete sich mit knapper Not Vater Bender in die gute Stube.
Und mit jedem neuen Tag wuchs der Fanatismus der Truppen seiner Frau. Von Zimmer zu Zimmer wurde er getrieben. Der Hausgang, das Treppenhaus, der Vorgarten, die Straße war angefüllt mit Möbeln. Ausräumen, ausräumen! war die Devise.
Benders hatten neun Kinder. Eins nach dem andern war bei dem Tohuwabohu des Hausputzes zugrunde gegangen. Auf Anton war ein Kleiderschrank gefallen und hatte ihn platt gedrückt, daß er nur noch als Lesezeichen zu verwenden war. Erich war, eingeklemmt zwischen ein Bett und einen Säulenofen, verhungert. Die Kleineren waren in dem Gewirr spurlos verschwunden. Der Jüngste, Pepi, war vom Vakuum-Reiniger, den man auch zur Unterstützung herbeigerufen hatte, aufgesaugt worden.
Schrecken, o Schrecken!
Das Klavier, das auf der Bleiche stand, fletschte die Tasten. Man hatte seinen Bauch geöffnet und auf Befehl Knallbonbons die Saiten herausgenommen,
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Leipzig: Ernst Rowohlt Verlag, 1911, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/048&oldid=- (Version vom 18.8.2016)