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Mutter Bender verlor jede Beherrschung und wütete gegen die Möbel, so wild wie ihre Mannen.

Möbelstück auf Möbelstück wurde ergriffen und draußen auf dem Flur barrikadenartig aufgestapelt.

Und mit jedem Möbelstück, auf welches sich die Fanatiker stürzten, wuchs in ihren Augen ein wildes Feuer von übermenschlicher Begeisterung.

Rizinus lag starr in seinem Sessel, „Genesung“ um den Hals.

Dann plötzlich wurde sein Sessel gepackt, ohne Rücksicht auf ihn hinausgetragen und auf einen polierten Tisch gestellt. Man stellte ihn zu sehr an die Kante. Der Sessel kam ins Rutschen und fiel nebst Rizinus herunter. Der Sessel brach ein Bein. Rizinus nicht, er stieß sich nur schauerlich die Hüfte, was eine gewisse Reaktion aus der starren Lethargie zur Folge hatte und ihm Kraft gab, sich in die gute Stube zu flüchten.

Das Geräusch von Wassersalven, die in das Wohnzimmer gefeuert wurden, drang an sein Ohr. Dazwischen vernahm er kurze, scharfe Kommandorufe seiner Gattin. Ab und zu ein Klirren, Knacken und Brechen als Zeichen, daß solch ein Feldzug seine Opfer fordert.

Einen ganzen Tag saß er klopfenden Herzens in der guten Stube und horchte auf das Toben draußen.

Das wußte er aus früheren Jahren, daß während der Hausputzepoche nicht gekocht wurde, und daß er zur Stillung seines Hungers lediglich auf Brot und amerikanisches Büchsenfleisch angewiesen war.

Als die Nacht niedersank und es ruhig im Hause wurde, schlich sich Herr Bender mit einer Büchse Corned

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Leipzig: Ernst Rowohlt Verlag, 1911, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/047&oldid=- (Version vom 18.8.2016)