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montiert worden. Kein Stumpfsinnshausener hatte je so etwas gesehen. Das war ein Ereignis für die Stadt. Die Gäste bei Flötes drängten sich an den Fenstern und stierten zitternd hinauf, wo am nächtlichen Himmel ein glühender Finger Worte schrieb.

Menschenmassen, selbst Krüppel und Lahme, Greisinnen und Greise, arm und reich, schoben sich auf dem Marktplatz zusammen. Kinder und Foxterriers wurden zertreten. Alle stierten nach dieser Zauberschrift am Himmel, die wie Teufelsspuk über das Dach kroch und ein unlösbares Rätsel war.

Eusebius Nöll blieb unberührt von dieser Aufregung. In der Großstadt machte man sich lächerlich, wenn man zu den Lichtreklamen hinaufschaute. Onkel vom Lande führte man wohl vor diese Reklamen, als billige Unterhaltung.

Eine Unruhe packte auch die Gesellschaft bei Flötes. Immer wieder lief der eine oder andere an das Fenster und starrte wie gebannt hinüber, wo die Worte Zigarette, Seife und andere Worte in die Nacht schrieen. Keiner fand eine Erklärung. Man grübelte und diskutierte. Alle empfanden eine gewisse Furcht über die unheimliche Sensation.

Plötzlich, um die Mitternachtsstunde, wischte ein unsichtbarer Schwamm die Buchstaben aus.

Mit Grausen und bebenden Beinen flüchteten die Stumpfsinnshauser Bürger in ihre Häuser.

Abend für Abend stand der Marktplatz gedrängt voll Menschen, die hinaufstarrten nach diesem Unerklärlichen. Die Folge zeigte sich bald, die Fälle von Starrkrampf wurden immer häufiger, und es war ein furchtbarer

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/195&oldid=- (Version vom 1.8.2018)