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Feine Gesellschaft

Das war also die ergötzliche Provinzstadt Stumpfsinnshausen, in der Eusebius Nöll seine juristische Laufbahn als Referendar am Amtsgericht begann. Nach dem bestimmten Entschluß seiner Familie sollte er eigentlich Theologie studieren. Der Urgroßvater, der Großvater und zwei Onkel waren Pastöre. Natürlich lag es nahe und im Sinn der Tradition, daß nun Eusebius ebenfalls Theologe ward. Aber als seine Schwester Dora einen Bankier mit Namen Maurus Isidor Baldower ehelichte, ließ man den Plan fallen, und Eusebius Nöll studierte Jura.

Er bemühte sich nun acht Jahre lang, in die Geheimnisse der Jurisprudenz einzudringen, und nach wiederholten Versuchen ließ ihn ein gütiges Geschick, ein gerissener Nachhilfeassessor und ein wohlwollendes Prüfungskollegium das Referendarexamen bestehen.

Eusebius Nöll hatte sich während seiner Berliner und Münchener Studienepoche unter lockerem Künstlergesindel mit ausgefransten Hosen und Maximen, die für einen Absinth feil waren, eine gewisse Respektlosigkeit vor der gesetzten Bürgerlichkeit und der weisen Gesetzmäßigkeit und Ordnung aller Dinge angewöhnt. Er konnte es nicht unterlassen, bei jeder kommenden Gelegenheit Menschen, denen die gesellschaftlichen Bräuche und die bestehende Konvention eine wichtige Sache dünkte, zu verhonepiepelen und die auf eine unfreie Norm gezwungene Feierlichkeit mit vorgeschriebenen Gesten als läppisches Marionettenspiel zu veralbern. Sagte man von jemand: „Er verkehrt“

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/187&oldid=- (Version vom 1.8.2018)