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Das neue Auto

„Was der kann, kann ich auch,“ sagte der schwerreiche Brauereibesitzer Emil Kiste selbstbewußt, als er hörte, daß sich sein Nachbar, der Konsul Edgar von Wirsing, ein prächtiges Luxusauto mit einer Leistung von 100 P.S. angeschafft hatte.

Er, Emil Kiste, sollte sich von diesem Wirsing übertrumpfen lassen?

Der Konsul war ihm ein Dorn im Auge. Aber bisher war es ihm immer gelungen, dem eingebildeten, hochmütigen Menschen zu zeigen, wer man war.

Der Konsul legte in seinem Garten eine Hühnerzucht an; Emil Kiste folgte sofort mit einer Paradiesvogelfarm. Bei Wirsings wurden eines Tages die Lanzenspitzen des Vorgartengitters vergoldet; Herr Kiste ließ sofort das ganze Vorgartengitter vergolden. Kistes bestrebten sich, ihre Nachbarn mit dem vornehmen Namen in allem unbedingt zu überbieten. Als Frau Konsul ein Baby bekam, folgte ihr Frau Kiste schleunigst mit Drillingen.

Jetzt hieß es ein Auto beschaffen, welches das neue Luxusauto von Wirsing weit in den Schatten stellte und alle Autos, die je gebaut wurden, als alte Karren erscheinen ließ.

Er wandte sich an die renommiertesten Automobilfabriken des In- und Auslandes. Er war enttäuscht, denn alle Wagen, die ihm von diesen Firmen angeboten wurden, übertrafen in keiner Weise das Auto des Konsuls von Wirsing. Es wurmte ihn schwer, daß er in diesem Falle seinen Nachbar nicht übertrumpfen sollte.

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/175&oldid=- (Version vom 1.8.2018)